Kunstwerke des Monats 2018

Grabmal des preußischen Baurates Krumbholtz
Grabmal des preußischen Baurates Krumbholtz / Fotografie Alfred E. Otto Paul

Das Grabmal des Königlich Preußischen Baurates Rudolf Krumbholtz  (1872 – 1918)


Über Kurt Oscar Rudolf Krumbholtz wissen wir nur wenig zu berichten. Geboren wurde er am 10. Februar 1872 im oberschlesischen Malapane, einer kleinen Stadt im Kreis Oppeln.
Später studierte er Architektur und machte eine ganz ordentliche Karriere, wie wir u.a. der Ausgabe vom 07. November 1903des in Berlin erschienenen „Zentralblatt der Bauverwaltung“, das die Ernennung des damals 31- jährigen Rudolf Krumbholtz zum preußischen Regierungsbaumeister bekannt gegeben hat, entnehmen können.
In diese Zeit dürfte auch seine Heirat mit Johanna Amadora Lina Elsa Herold, der Schwester zweier Leipziger Architekten, gefallen sein. Im April 1905 wurde den Eheleuten das einzige Kind geboren, die Tochter Bettina.
Im „Verzeichnis der im preußischen Staate und bei Behörden des deutschen Reiches angestellten Baubeamten“ vom 30. Juni 1916 findet sich Rudolf Krumbholtz als Königlich-Preußischer Baurat und Vorsteher des Magdeburger Bauamtes I.

Sein Leben war kurz; er starb am ersten Weihnachtsfeiertag des Jahres 1918 im Alter von erst 46 Jahren in Magdeburg.
Weil eine gewünschte Einäscherung des Leichnams am Sterbeort Magdeburg unmöglich war*, hatte man den Leichnam des Rudolf Krumbholtz nach Leipzig überführt und im dortigen Krematorium am 02. Januar 1919 feuerbestattet, wie das Einäscherungsregister unter der laufenden Nr.8832 belegt.
Da die „Königliche Bauratswitwe“ Elsa Krumbholtz ihr künftiges Leben im Kreise ihrer Brüder in Leipzig verbringen wollte, wurde am Tage nach der Einäscherung die Urne mit der Asche ihres dahingegangenen Gatten in einer Nische des Kolumbariums auf dem Leipziger Südfriedhof beigesetzt.

Grabmal Krumbholtz – Detail Vase mit Paradiesvögeln
Grabmal Krumbholtz – Detail Vase mit Paradiesvögeln / Fotografie Angela Huffziger

Aber einige Monate später erwarb die Witwe am 27. Juni 1919 für 1000 Mark das hundertjährige Nutzungsrecht an der standesgemäßen Wahlstelle No.33 im Urnenhain des Leipziger Südfriedhofes.
Und am 13. Oktober 1920 beantragten ihre beiden Brüder, die Leipziger Architekten Arno und Felix Herold, die Genehmigung für die Errichtung eines freistehenden Denkmales aus sächsischem Sandstein. Eine beigegebene Zeichnung zeigt das prächtige Grabmal, in dessen Fundament sich in einem Meter Tiefe eine kleine Urnengruft befindet, in die neben der Asche des Baurates dereinst auch die Asche seiner Gattin Eingang finden sollte.
Wenngleich die Genehmigung Ende Oktober 1920 erteilt wurde, begannen die Arbeiten erst im Frühjahr 1921. Sofort nach der Fertigstellung des aus Beton errichteten Fundamentkörpers verwahrte man am 09. Mai 1921 die irdischen Reste des Baurates Rudolf Krumbholtz für immer in der kleinen Urnengruft.
Danach erfolgte die Errichtung des gänzlich aus dem sehr festen Postaer Sandstein gefertigten Denkmals. Über einem zweistufigen Sockel thront ein imposanter Würfel, dessen vier vertiefte quadratische Ansichtsflächen jeweils durch eine in den Stein gearbeitete profilierte und  ornamentierte Leiste umrahmt sind.
Bekrönt wird der Würfel von einer herrlich gedeckelten Vase auf zweistufigem Sockel, die deutlich an eine Amphora erinnert und deren beide Henkel sich hier symbolträchtig jeweils in der Form eines Paradiesvogels zeigen. Die Vase, deren Deckelrand von einem Perlstab umschlossen wird, ist umlaufend prächtig geziert mit einem als Flachrelief gearbeiteten Blattwerkfries, welcher nach oben hin durch den Laufenden Hund, einer Spielart des Mäanderbandes, abgeschlossen wird. Bei den in der Antike häufig praktizierten Brandbestattungen diente die Amphora zur Aufbewahrung der Brandreste, sodass wir in der Vasenbekrönung eine deutliche Reminiszenz an die große Zeit der abendländischen Kulturgeschichte, die sich letztlich ja auch in der klassizistischen Formung dieses prächtigen Grabmales wiederfindet, erkennen können.


* Die erste Einäscherung im Krematorium Magdeburg fand am 22. November 1923 statt.

Auszugsweise entnommen aus:

Alfred E. Otto Paul „Die Kunst im Stillen – Kunstschätze auf  Leipziger Friedhöfen“  Band No.06  S. 74 ff.