Kunstwerke des Monats 2013

Dezember 2013

Die Grabstätte des Architekten Emil Franz Hänsel

Emil Franz Hänsel ist in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg der meistbeschäftigte Architekt Leipzigs. Besonders mit den Messehäusern „Specks Hof“, dem „Zentral-Messepalast“, dem „König-Albert-Haus“ oder dem Hotel „Continental“ haben sich bedeutende Zeugnisse seiner Baukunst in dieser Stadt erhalten. Auch das in jüngster Zeit bis auf ein Fassadenfragment beseitigte, 1906 – 1908 errichtete Leipziger Kaufhaus „Brühl“ zählt zu den wichtigen Werken dieses Architekten.

Hänsels Vater, der Zimmermann Karl Franz Hänsel, stammt aus dem Dorfe Zöpen in der Nähe von Borna. Er heiratet die 1830 in Döbeln geborene Emilie Ernestine Otto, womit sich die Geburt von Emil Franz Hänsel in Döbeln am 06. April 1870 erklären lässt, obwohl seine wohlhabenden Eltern in Leipzig wohnhaft sind.
Seine Wiege steht aber in Leipzig, hier verbringt er seine Kindheit und Jugend und hier entspricht er später mit dem Besuch der Königlich-Sächsischen Baugewerkeschule vermutlich dem väterlichen Wunsch.
Anschließend arbeitet der begabte junge Mann im Büro des bedeutenden Leipziger Stadtbaurates Hugo Licht, wo er an der Projektierung des Neuen Rathauses beteiligt ist.
Noch keine dreißig Jahre alt, macht sich, Emil Franz Hänsel als Architekt in seiner Heimatstadt selbständig und begründet damit eine eindrucksvolle berufliche Karriere.

Verheiratet ist er mit der 1873 geborenen Anna Martha geb. Schuster, die ihn in den entscheidenden Jahren seiner Ruhmesbegründung als treue Partnerin hilfreich begleitet.
Doch am 30. März 1912 stirbt ihm, erst 39 Jahre alt, die geliebte Gattin und Mutter seiner beiden Kinder.
Er erwählt die in der VI. Abteilung des Südfriedhofes gelegene Wahlstelle No. 44 als die künftige Grabstätte seiner Familie, in der am 03. April 1912 seine Ehefrau in einem schweren eichenen Pfostensarg beerdigt wird.
2700 Goldmark ist der Preis für das erworbene hundertjährige Nutzungsrecht an der Grabstätte.

Noch im gleichen Jahr, am 12. Dezember 1912, beantragt Emil Franz Hänsel die Genehmigung zur Errichtung der Grabmalanlage in seiner rotundenförmigen, säulenbestandenen und mit einer Pergola bedeckten Architektur. Mit Ausnahme der hölzernen Pergolabedeckung wird Muschelkalkstein verwendet. Inmitten dieser weihevollen Stätte, zu der über dreistufiger Eingangstreppe mit seitlich befindlichen prächtigen, friesgeschmückten Schalen ein gerader Weg führt, findet sich das eigentliche Denkmal für die Gattin und Mutter.
Auf kräftigem Sockel thront, mütterlich liebevoll, die so früh Dahingegangene, spielend mit ihren beiden Kindern und erinnert höchst eindrucksvoll an die zeitlebens geübte Gatten- und Mutterliebe der hier ruhenden Verstorbenen.
Eine abgestufte, zweireihige Hecke umrahmt beschützend diese Grabstätte und verleiht ihr einen äußerst privatimen Charakter.
Kein Geringerer als der Bildhauer Bruno Wollstädter, enger künstlerischer Partner und Freund Emil Franz Hänsels, hat diesen Tempel liebevoller Erinnerung in Stein gehauen, dessen Fertigstellung am 15. Oktober 1913 bezeugt ist.

Die Lage der Grabstätte Hänsel finden Sie auf der Karte des Südfriedhofs Leipzig .

Auszugsweise zitiert aus:
Alfred E. Otto Paul „Die Kunst im Stillen – Kunstschätze auf Leipziger Friedhöfen“
Band 04 Seite 72 ff.

November 2013

Das Grabmal des Fleischfabrikanten Gustav Nietzschmann

Gustav Nietzschmann ist der Obermeister der Leipziger Fleischerinnung, er besitzt eine „Mastochsenschlächterei und Fabrik feiner Fleisch- und Wurstwaren“ mit einem angegliederten Ladengeschäft in der Kolonnadenstraße 5/7 und einem weiteren in der Kurprinzstraße 9.
Auch im schönen sächsischen Wermsdorf, weithin bekannt durch das dortige königliche Jagdschloss Hubertusburg, ist Gustav Nietzschmann Eigentümer einer Fleischwarenfabrikationsstätte samt Fabrikantenvilla.
Er ist ein außerordentlich kunstsinniger Unternehmer, der selbst sein Verkaufsgeschäft in der Kolonnadenstraße vom Bildhauer Professor Adolf Lehnert künstlerisch eindrucksvoll ausgestalten lässt.
Gemeinsam mit Wilhelm Wommer, dem Inhaber einer hiesigen Fabrik für die Herstellung sämtlicher Maschinen und Geräte zur Wurst- und Fleischwarenfabrikation, präsentiert sich Nietzschmann anlässlich der Sächsisch - Thüringischen Gewerbeausstellung im Jahre 1897 in Leipzig mit einem prächtigen, künstlerisch bemerkenswert gestalteten Ausstellungspavillon nach Plänen des Architekten Paul Möbius (1866 – 1907).

Als Gustav Nietzschmann am 19. Februar 1928 stirbt, erwirbt seine Witwe Hedwig Nietzschmann in der XVII. Abteilung des Südfriedhofes das zweistellige Rabattengrab No.616/617, in dem wenige Tage später der Gatte beerdigt wird.
Die Kunstsinnigkeit der Familie zeigt sich nun auch im Grabmal, welches von dem Leipziger Bildhauer Paul Stuckenbruck in Anlehnung an den ägyptischen Totenkult geschaffen wird. Allerdings sollte man hier die Symbolik nicht übermäßig strapazieren, denn nach Auffassung des Autors zeigt sich hier schlicht, dabei durchaus ergreifend, die Darstellung der trauernden Witwe Hedwig Nietzschmann. Durch deren ägyptisierende Gewandung betont Stuckenbruck lediglich die uralte Heiligkeit der Totentrauer.
Die stelenhafte Grabskulptur strahlt in der klaren Symmetrie ihrer Gewandfaltung eine majestätische, würdevolle Ruhe aus. Alle Wirkung zielt auf die ganz individuelle Trauer der Witwe. Eindrucksvoll wird hier der persönliche Umgang mit diesem gewaltigen Lebensverlust nach einer fast fünfzigjährigen, glücklichen Ehe vermittelt.
Ganz beherrscht, ohne übermäßige Verzweiflung und dennoch in der anrührendsten Trauer zeigt die Skulptur, dem ehernen Gesetz der Natur folgend, die Akzeptanz des Todes.
Der Bildhauer Paul Stuckenbruck verweigert sich mit diesem Werk aus dem Jahre 1931 jedem klischeehaften, leeren Pathos und stellt den Todesverlust als ein naturgegebenes, indiskutables Ereignis dar, dessen emotionale Verarbeitung immer nur Sache des betroffenen einzelnen Menschen sein kann.

Zitiert aus:
Alfred E. Otto Paul „Die Kunst im Stillen – Kunstschätze auf Leipziger Friedhöfen“ Band No.4, Seite 83

Die Lage der Grabstätte Nietzschmann (Kühne) finden Sie auf der Karte des Südfriedhofs Leipzig .

 

Oktober 2013

Das Grab des Robert Sipp

Im ältesten Teil des 1868 geweihten Friedhofes der Gohliser Friedenskirchgemeinde, am Ende der Hauptallee, finden wir linker Hand ein liebevoll gepflegtes Grab und dessen Grabplatte verweist auf Robert Sipp, der hier vor langer Zeit begraben wurde.

Er war des großen Richard Wagners Violinlehrer und dieser kulturgeschichtlich bedeutsame Umstand erklärt den Erhalt dieser Grabstätte bis auf den heutigen Tag. So Gott will, werden kulturbewusste Nachgeborene diesen Ort noch aufsuchen, wenn auch unser Jahrhundert längst verflossen ist.
Über viele Jahrzehnte haben die Kinder und Kindeskinder von Robert Sipp sein Grab dankbar in Ehren gehalten und dann hat uns die evangelische Kirchgemeinde dieses bewahrt*.

Wagner, der sich nach anfänglichen literarischen Versuchen der Musik zuwandte, wurde von dem Mitglied des Leipziger Theater- und Gewandhaus-Orchesters Robert Sipp im Violinspiel unterrichtet. Der Geiger Sipp hatte im Jahre 1824 die „Euterpe“ genannte Vereinigung musikalischer Liebhaber gegründet und war ein hochangesehener Musiker.
Obwohl dieser Violinunterricht bei Robert Sipp nach einigen Monaten bereits ein Ende fand, brachte Wagner diesem Lehrer zeitlebens größte Hochachtung entgegen.

 
So war der siebzigjährige Sipp auf besondere Einladung Richard Wagners Ehrengast bei den Bayreuther Festspielen im Jahre 1876.
Und viele Jahre nach Richard Wagners Tod, als 1896 Robert Sipp noch in geistiger Frische und körperlicher Rüstigkeit seinen 90.Geburtstag feierte, war unter der großen Schar der Gratulanten auch Wagners Witwe Cosima mit ihrem Sohn Siegfried.

Dennoch war Robert Sipp ein unbestechlicher Chronist seiner Zeit und so schrieb er in seinen Lebenserinnerung, Wagner hätte zwar eine rasche Auffassungsgabe besessen, seine Faulheit jedoch verhinderte einen annehmbaren Erfolg des Unterrichts und so wäre Wagner sein schlechtester Schüler gewesen. 

Als Robert Sipp am 21.Dezember 1899 in seinem 94.Lebensjahr diese Welt verließ, wurde sein Leichnam nach der damals üblichen dreitägigen häuslichen Aufbahrung am Heiligen Abend hier begraben.


Auszugsweise zitiert aus :
Alfred E. Otto Paul „Die Kunst im Stillen“ Kunstschätze auf Leipziger Friedhöfen 
Band 03  S.28/29



* Ich danke an dieser Stelle ganz herzlich Frau Karla Schimmel, die sich völlig uneigennützig um den würdigen Erhalt dieser Grabstätte beständig kümmert.

Die Grabstätte von Robert Sipp liegt auf dem Gohliser Friedhof, ihre Lage kann nicht angezeigt werden.

September 2013

Die Grabstätte des Direktors Hermann Pfabe

Es ist die letzte noch freie Wandstelle an dieser Mauer des Plagwitzer Friedhofes, an der bereits die prächtigen Grabmalanlagen der Familien von Zahn, Schirm, Törpsch u.a. bereits errichtet sind und so lässt sich der Direktor der Leipziger Wollgarnspinnerei, Hermann Pfabe, die Möglichkeit des Erwerbs dieser repräsentativen Grabstätte in nächster Nähe zur Kapelle nicht entgehen und erwirbt diese am 24. Januar 1910 als künftige Ruhestätte der Toten seiner Familie.

Und die eben durch den Bildhauer Arthur Trebst fertiggestellte, so beeindruckende benachbarte Grabmalanlage Törpsch veranlasst Hermann Pfabe, diesen renommierten Leipziger Künstler ebenso für die künstlerische Ausgestaltung seiner gerade erworbenen Wandstelle zu gewinnen – mit Erfolg.
Und Arthur Trebst beginnt nach absoluter Überzeugung des Autors unverzüglich mit diesem Projekt, wobei die optische Wirkung der verwendeten Gesteine schwarzer Granit, weißer Marmor und grauer Kalkstein dem konkreten Wunsch des Auftraggebers entsprochen haben.
Als Erstes erfolgt die Errichtung einer etwa vier Meter tiefen Gruft, deren rückwärtige Mauer gleichzeitig als Fundament für die künftige Grabmalwand dient.

Den künstlerischen Höhepunkt des Wandgrabmales bildet klassisch der Mittelbau, der aus unvergänglichem schwarz-schwedischen polierten Granit eine Portalarchitektur darstellt.
Die seitlichen Pilaster mit blütengeschmücktem Fries tragen den mächtigen Architrav mit der eingemeißelten Inschrift Pfabe – Mühlfriedel, über den sich ein geschweifter giebelartiger Abschluss aufbaut, der bekrönt wird von einem imposanten Kreuz mit stilisiertem Strahlenkranz.
Der giebelartige Aufbau ist geschmückt von der gleichen angereihten Blütenornamentik wie an den Pilastern und nimmt ein wenig die Schwere der Monumentalität dieser Architektur.
Eine aufgesetzte, ebenso blütengeschmückte großflächige Bronzetafel dient der namentlichen Nennung der hier bestatteten Toten der Familien Pfabe und Mühlfriedel, die durch Heirat die enge Verbindung bis in den Tod begründen.
Die Lettern hat man später auf die zunächst unbeschriftete Tafel aufgesetzt; allerdings reichte die Fläche nicht, um alle hier in der Folgezeit Bestatteten aufzuführen.

Das imposante Mittelteil der Wandstelle wird beidseitig flankiert von Mauerwerk aus wunderbar gefügten Kalksteinquadern, die offenbar in jüngerer Zeit überarbeitet wurden und erkennen lassen, wie schön und beständig Kalkstein sein kann.

Anrührend schön ist die weißmarmorne weibliche Figur, die auf den zwei Stufen vor dem Wandportal in üppigem, äußerst faltenreichen Gewand steht und, kopfbedeckt mit dem Trauerschleier, die Hände betend gefaltet hält.
Ein Meisterwerk der Grabskulptur!
Der Gewandsaum der Trauernden ist mit schöner Ornamentik als einzigem Schmuck geziert.
Kopf und Augen sind leicht gesenkt und verweisen auf die demütige Trauer, während ihre geschlossenen Lippen eine stumme Fassungslosigkeit, eine Antwortsuche erahnen lassen.

Und als wäre es eine Vorausahnung gewesen!
Die viele Jahre später, 1925, hier erfolgte erste Bestattung ist ein kleines Mädchen, Elisabeth Annerose Pfabe, das im Alter von knapp zwei Jahren gestorbene Enkelkind des Grabstätteninhabers Direktor Hermann Pfabe.

Auszugsweise zitiert: Alfred E. Otto Paul „Die Kunst im Stillen“ Band 03 S.92 ff.

Die Grabstätte von Hermann Pfabe liegt auf dem Plagwitzer Friedhof, ihre Lage kann nicht angezeigt werden.

 

August 2013

Die Grabstätte des Bildhauers Max Alf Brumme

SPES MEA IN DEO – Meine Hoffnung ruht in Gott.

So steht diese unerschütterliche Glaubensaussage in Stein gemeißelt auf dem Grabmal des Leipziger akademischen Bildhauers und Malers Max Alf Brumme auf dem Friedhof der Gohliser Versöhnungskirchgemeinde.

 


Max Alfred Brumme wird am 19. Februar 1891 in Leipzig als Sohn eines Buchbinders geboren. Nach solider Schulausbildung studiert er wunschgemäß an der Kunstgewerbeakademie in Dresden bei Karl Groß und Georg Wrba dekoratives und plastisches Gestalten, erweitert anschließend diese Ausbildung durch ein Studium an der Leipziger Kunstakademie bei dem Bildhauer Prof. Adolf Lehnert.
Nach dieser vieljährigen bildhauerischen Ausbildung wird sein Leben durch den ausbrechenden I. Weltkrieg jäh unterbrochen, der ihm kostbare Jahre seines Lebens rauben wird. Bereits am 02. November 1914 erfolgt seine Einberufung in das Leipziger Infanterieregiment No.106 „König Georg von Sachsen“ und er wird diesen mörderischen Krieg an den vordersten Fronten der kaiserlichen Armee in Frankreich durchleben müssen. Wenige Monate vor Kriegsende heiratet der Leutnant Max Alfred Brumme am 12. August 1918 seine Lebensliebe Margarethe Alma Marie geb. Gläser, die ihm 47 Jahre in glückseliger Ehe die beste Frau sein wird...

Am Ende seines Lebens erbittet sich der Künstler eine Grabstätte auf dem Friedhof der Versöhnungskirchgemeinde, deren treues Glied er immer war.
Und so erwirbt er 1962 eine aufgelassene Wandstelle an der Ostseite des Friedhofes mit der dahinter dominierenden Silhouette der Versöhnungskirche, seinem so bedeutsamen Werk.

Brumme, der noch als Jugendlicher frühzeitig seinen Vater verloren hat, veranlasst die Exhumierung seiner im Jahre 1955 gestorbenen, von ihm sehr geliebten Mutter Martha und die Beisetzung ihrer sterblichen Hülle in dieser Grabstätte. Im gleichen Jahr entschließt sich der Künstler zur Umgestaltung der Wandstelle und als wichtigste Neuerung entsteht im Zentrum das stelenartige Pieta-Relief aus französischem Savonier - Kalkstein.
Das wertvolle Material für dieses Relief erlangt Brumme im Zusammenhang mit dem Abbruch der Leipziger Johanneskirche – es stammt vom Bach-Sarkophag aus der unter der Kirche befindlichen Bach-Gellert-Gruft, in dem einst die vermeintlichen Gebeine des großen Thomaskantors Aufnahme fanden, bevor sie in den Chor der Thomaskirche überführt worden sind.
Diese bemerkenswerte Tatsache bestätigen mehrere heute noch lebende Zeitzeugen – so auch der wichtigste Schüler Max Alf Brummes, der Gohliser Bildhauer Hans - Joachim Förster, der dieses beeindruckende Pieta-Relief nach dem Modell Brummes ausgeführt hat.

Im Jahre 1965 stirbt 75-jährig die Ehefrau des Künstlers und wird hier beerdigt.
Brumme ist nun allein – das einzige Kind des Ehepaares, der Sohn Hanns-Manfred Brumme, möchte seinen Vater gern zu sich nach Braunschweig holen und so übersiedelt Max Alf Brumme im gleichen Jahre im Rahmen der damaligen Familienzusammenführung in den Westen. Der wohlhabende Sohn, ein angesehener Architekt, gestaltet seinem Vater dankbar einen angenehmen Lebensabend und so nutzt der Künstler alle Möglichkeiten, noch einmal zahlreiche traditionelle europäische Kulturländer wie Griechenland, Italien oder Frankreich zu bereisen.
Aber dieser Lebensabend ist kurz und Max Alf Brumme stirbt am 10. Juni 1967 bei seinem Sohn in Braunschweig – sein Leichnam wird im dortigen Krematorium eingeäschert und die Urne mit der Asche gemäß der testamentarischen Verfügung des Künstlers nach Gohlis überführt und hier in Anwesenheit sehr zahlreich versammelter Künstlerkollegen und Freunde feierlich im Grabe seiner Frau beigesetzt.

Sein treuer Freund und Schüler Hans-Joachim Förster erweist ihm zuvor den letzten Liebesdienst und schafft die marmorne Grabplatte, deren eingemeißelte Inschrift davon kündet, dass hier der akademische Bildhauer und Maler Max Alf Brumme seine letzte Ruhestätte gefunden hat.

Auszugsweise zitiert aus:
Alfred E. Otto Paul "Die Kunst im Stillen" Kunstschätze auf Leipziger Friedhöfen Bd.03

Die Grabstätte von Max Alf Brumme liegt auf dem Gohliser Friedhof, ihre Lage kann nicht angezeigt werden.

 

Juli 2013

Die Grabstätte des Jagdfliegers Franz Büchner

[…] Franz Büchner ist ein typischer Vertreter der nationalpatriotischen Riege der Leipziger elitären Bürgersöhne und so zieht er unmittelbar nach Ausbruch des I. Weltkrieges als sechzehnjähriger junger Mann begeistert und freiwillig mit dem 7. Sächsischen Infanterieregiment „König Georg“ No.106 in diesen Krieg, den er an der Ostfront als auch an der Westfront erlebt.

Trotz Typhuserkrankung und schwerster Verwundung am 03. April 1916, die ihn infanterieuntauglich macht, meldet er sich als Leutnant zur Ausbildung zum Frontflieger, gehört ab März 1917 zur Jagdstaffel 9 und erzielt im August 1917 seinen ersten Luftsieg. Wenige Wochen später gelangt er zur Jagdstaffel 13, deren Führer er im Juni 1918 wird und macht hier Furore als begnadeter Kampfflieger – mit 40 Feindabschüssen wird er zum erfolgreichsten Jagdflieger des sächsischen Königreiches.

Sein König Friedrich August III. ehrt ihn mit dem Ritterkreuz des Militär- St.- Heinrichs-Orden, der höchsten sächsischen Militärauszeichnung und sein Kaiser schmückt ihn wenige Wochen vor Kriegsende am 25. Oktober 1918 mit dem Orden „Pour le Merite“, der höchsten Auszeichnung des Kaiserreiches.*

Nach dem verlorenen Krieg dient Franz Büchner in der Reichswehr. Als er in den blutigen Tagen des Kapp-Putsches mit einem Flugzeug in Leipzig die proletarischen Barrikadenkämpfer beschießt, trifft ihn am 18. März 1920 eine Kugel der Angegriffenen.
Der Kopfschuss beendet sofort sein Leben und die Maschine stürzt unweit des Mariannenparkes ab.
Franz Büchner wurde nur 22 Jahre alt - mit militärischen Ehren wird er am 23. März 1920 in einem mit der Reichskriegsflagge bedeckten Eichensarg im Grab hinten links in doppelter Tiefe zur ewigen Ruhe gebettet.
Die Nationalsozialisten benutzen ihn als propagandistische Saat für die geplante Revanche mit einer neuen Generation – ein Büchner- Denkmal wird 1934 im Mariannenpark geweiht und so wird Büchner zu einem Vorkämpfer des Nationalsozialismus stilisiert.

Der Schatten des Nationalsozialismus legt sich sehr bald wieder über die Familie Büchner – als Gerd Büchner, ein Neffe von Franz Büchner an einer nächtlichen militärischen Jungvolk-Übung im Jahre 1937 teilnimmt, wird der 12-jährige Thomasschüler von einem offenbar fanatischem Jungvolk-Mitglied vorsätzlich durch einen Kopfschuss ermordet.
Sein Sarg wird in einfacher Tiefe über dem Sarg des Fliegerhelden Franz Büchner beigesetzt.

Hier wollen wir enden – nachdenken kann man über diese Geschichte sehr lange.

Die Grabstätte von Franz Büchner liegt auf dem Plagwitzer Friedhof, ihre Lage kann nicht angezeigt werden.


Auszugsweise zitiert aus:
Alfred E. Otto Paul „Die Kunst im Stillen“ Kunstschätze auf Leipziger Friedhöfen - Band 03 S. 78 ff.

 

Juni 2013

Das Kriegergrab des Kaufmanns Carl Richard Focke

Er ist der Spross einer bedeutenden Leipziger Kaufmannsfamilie, an deren Verdienste um das Gemeinwohl der Stadt noch heute eine Straße und ein aus den Trümmern des letzten Krieges aufgetürmter Berg erinnern.
Eng ist er nicht nur seiner Vaterstadt verbunden, sondern auch seinem König und dem Kaiser des Reiches und so zieht er wie viele andere seiner Standesgenossen mit durchaus patriotischer Gesinnung „gegen eine Welt von Feinden“, wie es Paul von Hindenburg später geschichtsverfälschend formulierte, in den ersten großen Weltenbrand der Geschichte.

Ende 1914 tauscht der wohlhabende Kaufmann Carl Richard Focke seinen Rock gegen die Uniform des 6.bayrischen Cheveaulegers – Regiments „Prinz Albrecht von Preußen“, einer im Jahre 1803 entstandenen, traditionsreichen Einheit der leichten Kavallerie in der Armee des Königs von Bayern.
Russland ist der erklärte Gegner, den es an einer langen Front von Kurland bis zum Schwarzen Meer zu schlagen gilt.
Hier erwartet den 36-jährigen Kaufmann in der Blüte seines Lebens der Tod, als er im Rang eines Offiziers-Stellvertreter am 08. Juni 1915 in einem Reitergefecht fällt.

Sein Leichnam wird in der blutgetränkten russischen Erde, im Feindesland, beerdigt.

Höchst selten erfolgt die Überführung eines gefallenen Soldaten in die Heimat, dennoch vermag die einflussreiche Familie Focke die Exhumierung des gefallenen Carl Richard Focke und dessen Überführung in seine Vaterstadt zu bewirken.
Am 13. Dezember 1915 findet er in der XV. Abteilung, der Heldenabteilung des Südfriedhofes, im Rabattengrab No.118 seine letzte Ruhestätte.
In diesem „Kriegerhain“ sind Soldaten beerdigt, die zumeist nach schweren Verwundungen im Felde dann in Leipziger Lazaretten gestorben sind.
Auch im Tode gibt es hier noch eine strenge Hierarchie. Die einfachen Soldaten werden in der Mitte des Grabfeldes beerdigt, die Offiziere erhalten ein unmittelbar am Rande gelegenes, privilegiertes Rabattengrab, wie es auch Carl Richard Focke zu teil wird.

Sein Grab ist geschmückt mit dem plastischen Denkmal eines sterbenden Kriegers der Antike. Als Material verwendet der Dresdner Bildhauer Rudolf Ahrends, Inhaber der renommierten Werkstätten für Friedhofskunst, den festen bayrischen Muschelkalkstein.
Äußerst eindrucksvoll kniet dieser Krieger stolz und schicksalsergeben auf monumentalem Sockel, in der Rechten ein Kurzschwert haltend und in der Linken der schützende Rundschild. Ein von der Schulter herabgleitendes Tuch bedeckt seinen Schoß und unfassbar scheint die Besiegbarkeit dieses muskulösen Recken, dieses Siegfrieds, dessen Tod wohl kaum in ritterlichem Kampfe möglich ist.
Der Raupenhelm auf dem Haupt dürfte ein Verweis auf die Regimentszugehörigkeit des hier ruhenden Toten sein, gehört er doch untrennbar zur traditionellen Uniform des 6. bayrischen Cheveauleger - Regiments von 1803.

Die Lage der Grabstätte Focke finden Sie auf der Karte des Südfriedhofs Leipzig .


 

Auszugsweise zitiert aus:
Alfred E. Otto Paul „Die Kunst im Stillen“ Band 04 S.26 ff.

Mai 2013

Die Grabstätte des Musikalienverlegers Theodor Leberecht Steingräber

Theodor Leberecht Steingräber wird am 25. Januar 1830 in Neustadt an der Orla als Sohn des Bayreuther Pianofortefabrikanten Gottlieb Steingräber geboren.
Unter dem Pseudonym Gustav Damm schreibt er für seine beiden Töchter Clara und Mathilde eine Klavierschule, die er letztlich im Jahre 1868 als 1. Auflage veröffentlicht und der bis in die heutigen Tage ein wahrer Siegeszug beschieden ist.
1878 begründet er in Hannover den „Th. Steingräber Musikverlag“, den er 1890 nach Leipzig verlegt.
Durch die Herausgabe vortrefflicher Klassikerausgaben wird der Verlag weltbekannt.
Die Familie bewohnt ein prächtiges Haus in der Grassistraße 9, der Verlag befindet sich in der Seeburgstraße.

Offenbar ist im Frühjahr 1904 dem Musikalienverleger Theodor Leberecht Steingräber der Tod schon sehr nahe, denn er erwirbt gemeinsam mit seiner Ehefrau Friederike Auguste und der unverheirateten Tochter Friederike Auguste Mathilde am 30. März für 900 Mark auf einhundert Jahre das Erbbegräbnis No.16 in der III. Abteilung des Südfriedhofes.
Wenige Tage später, am 05.April 1904, stirbt er und wird drei Tage später im eichenen Sarg hier beerdigt.

Im Juli 1915 beantragt die Witwe Friederike Auguste Steingräber die Genehmigung für die Errichtung eines Grabmales.
Als Material wird fränkischer Muschelkalkstein erwähnt. Das Gesamtgewicht des Grabmales wird auf 650 Zentner veranschlagt.
Die Zeichnungen benennen den Leipziger Architekten Hans Friedel, einem Schwager der Steingräber-Tochter Clara Friedel, als Entwurfsverfasser.
Dieser Architekt ist uns noch heute durch einige Villenbauten sowie wegen der Gestaltung mehrerer Diplome für Ehrenbürger der Stadt Leipzig bekannt.
Für die Ausführung des Grabmales ist der Leipziger Baumeister Franz Roch benannt, dieser wiederum dürfte sich einer Leipziger Bildhauerwerkstatt bedient haben, die uns aber leider nicht überliefert ist.
Die Fertigstellung dieses stimmungsvollen Grabmales ist für den 12. Februar 1906 bezeugt.

Das prächtige Grabmal schwingt sich in der Mitte stelenhaft empor und ist geschmückt mit einem sehr schönen querovalen, bronzenen Flachrelief, auf dem wir an einer Hausorgel sitzend die Heilige Cäcilie, die Schutzpatronin der Musik, sehen. Das Bildnismedaillon ist umgeben von opulenten, aus dem Stein gearbeiteten rosengeschmückten Girlanden, die schließlich zu den mächtigen beidseitigen Flanken hinabgleiten, die wiederum mit Palmzweigen geziert sind und den Frieden des Ortes symbolisieren.
Auch den Lorbeerzweig als Zeichen des verdienstvollen Wirkens der hier ruhenden Toten finden wir im reichen Bildschmuck des Grabmales.
Sehr interessant ist die Passionsblüte in der Mitte der Girlande unter dem Bronzerelief, die an die Passion Christi erinnert und symbolisch auf die Gotteshoffnung der hier christlich bestatteten Toten deutet, worauf auch die Engelsköpfchen über dem Relief und am Eingang der schönen Einfriedung verweisen.
Sehr schöne bronzene Gitter schmücken beidseitig die niedrige Einfriedung und verstärken den Jugendstilcharakter der Gesamtanlage. Eine Fotografie des Grabmales im Leipziger Kalender 1911 zeigt uns zudem die herrliche, zweiflüglige Pforte am Eingang der Anlage, die sich leider nicht erhalten hat.
Die Grabmalwand wird flankiert von zwei kräftigen Pfosten, denen das Alpha und Omega eingearbeitet ist und die bekrönt sind von Vasen, die mit einem Schmetterling, dem klassischen Symbol der Auferstehung, geschmückt sind.
Da die große Bronzetafel in schönster Jugendstiltypografie einzig von dem hier ruhenden Musikalienhändler Theodor Leberecht Steingräber kündet, will der Autor ergänzend hinzufügen, dass auch seine Ehefrau Friederike Auguste geb. Eppner am 08. Februar 1915 hier an der Seite ihres Mannes beerdigt worden ist.

Die Lage der Grabstätte Steingräber finden Sie auf der Karte des Südfriedhofs Leipzig .



Auszugsweise zitiert aus:
Alfred E. Otto Paul : „Die Kunst im Stillen“ Kunstschätze auf Leipziger Friedhöfen Bd.04 S. 62 ff.

April 2013

Das Grabmal des Kommerzienrates Andreas Herrmann

Andreas Herrmann ist seit 1911 der Nachfolger des berühmten Gastwirtes Georg Grimpe und bewirtschaftet den Thüringer Hof. Weil die Familie seines Schwiegersohnes, die Börners, die wiederum Mitinhaber des Thüringer Hofes sind, bereits seit 1903 im Karree der III. Abteilung eine Grabstätte besitzt, will auch Andreas Herrmann an diesem Ort seine einstige Ruhestätte vorsorglich erwerben.
Am 31. Juli 1930 kauft er dieses Erbbegräbnis No. 5 von den vormaligen, in Vermögensverfall geratenen Besitzern und lässt wenige Monate später, im November 1930, die hier einst beerdigten fünf Toten exhumieren, und allesamt in einem einzigen Reihengrab der III. Abteilung beerdigen.

In diese Zeit ab 1930 fällt auch der letzte, umfassende Umbau des Thüringer Hofes unter Einbeziehung des ursprünglichen mittelalterlichen Pflugk´schen Gasthauses und so erreicht der Thüringer Hof den Zenit seiner jahrhundertealten Wirtshausgeschichte.
Der Kommerzienrat Andreas Herrmann ist ebenso wie sein Vorgänger Grimpe ein kunstsinniger Mann und bezieht zahlreiche Leipziger Künstler in die dekorative Ausgestaltung des neu entstehenden Thüringer Hofes ein.

Ein Jahr nach der Fertigstellung der umfänglichen Arbeiten, 1934, stirbt Andreas Herrmann im Alter von erst 61 Jahren und wird in diesem Erbbegräbnis bestattet.
Die Witwe Johanna Herrmann beauftragt nun den Leipziger Bildhauer Max Alf Brumme mit der Schaffung einer Grabmalplastik - unzweifelhaft war ihr der 1931 von Brumme für die neuerbaute Gohliser Versöhnungskirche geschaffene über vier Meter hohe Christus im Altarbereich dieser Kirche bekannt. Wir können sicher sein, dass die Witwe Johanna Herrmann sich ganz bewusst für diese Christusskulptur nach dem Gohliser Kirchenvorbild entschieden hat und auch der Bildhauer Max Alf Brumme dürfte durchaus die Idee unterstützt haben, seine Christusschöpfung auch außerhalb der Kirche auf einem so bedeutenden Begräbnisplatz wie dem Südfriedhof zu platzieren.
Im März 1935 beantragt der Bildhauer Brumme mit beigefügten Zeichnungen die Genehmigung zur Aufstellung der Skulptur, die nach einer Besichtigung des von Brumme gefertigten Modells im Atelier des Künstlers durch den Friedhofsdirektor und den Stadtbaurat im April 1935 erteilt wird.
Als Material verwendet Brumme nach eigenen Aussagen Jura-Marmor, das Gewicht der Skulptur gibt er mit etwa 70 Zentner an und die Herstellungskosten veranschlagt er auf 4000 Reichsmark.
Im November 1935 ist die vollendete Christusfigur auf dieser Grabstätte aufgestellt.

Die Botschaft ist unübersehbar die Verkündung der einstigen Auferstehung, das Antlitz richtet sich zum Himmel und die Füße verweisen auf ein Schweben.
Die hochaufgerichteten Arme heben sich zum Himmel als dem Reich Gottes und wir können hier gleichsam auch eine Segnung der Toten als auch der Lebenden vermuten.
Sein leidvoll gezeichnetes Gesicht steht im deutlichen Kontrast zu dem faltenreichen Gewand, das diesem Christus auch eine königliche Würde verleiht.
Dieser Christus hat eine ungemein breite Botschaft – er ist auch der Tröstende, der Versöhnende, der Vergebende und der verheißende Erlöser.
Seit einem Menschenalter verkündet er nun hier an dieser Stelle, im Schatten hundertjähriger Bäume, seine Botschaft und erinnert auch an den hier ruhenden Kommerzienrat Andreas Herrmann und seine Ehefrau Johanna, die ihm im Jahre 1940 im Tode gefolgt ist und seitdem hier im Grabe an seiner Seite ruht.

Die Lage der Grabstätte Herrmann finden Sie auf der Karte des Südfriedhofs Leipzig .

Zitiert : Alfred E. Otto Paul „Die Kunst im Stillen“ Band 04 Seite 61

März 2013

Das Grabmal für den Kampfflieger Helmuth le Blanc

Helmuth le Blanc ist der Sohn des weithin berühmten Chemikers Professor Max le Blanc.
Der Beginn des Ersten Weltkriegs bedeutet für ihn die Unterbrechung seines Studiums der Rechte und erste militärische Einsätze bei der noch jungen Fliegertruppe des Kaiserreiches. Dabei können wir durchaus davon ausgehen, dass sich der erst 18-jährige Helmuth le Blanc mit der anerzogenen patriotischen Pflichtbereitschaft vaterlandstreu und freiwillig zur elitären Kampffliegerei gemeldet hat.
Seinen militärischen Auftrag im Luftkampf erledigt er offenbar sehr erfolgreich, wie die ihm zahlreich verliehenen Orden, darunter auch das Eiserne Kreuz I. Klasse, sowie sein Offiziersdienstgrad beweisen.
Als sein Flugzeug am 03. März 1917 über Sains du Nord in Nordfrankreich vom Himmel stürzt, endet das Leben des Kampffliegers Helmuth le Blanc im jungen Alter von erst 20 Jahren.
In dieser fremden Erde findet er sein Grab.

Obwohl die Überführung des Leichnams seines Sohnes wegen der schwierigen militärischen Lage in Frankreich unmöglich ist, entschließt sich der Vater im Juli 1917 zum Erwerb eines Rabattengrabes in der II. Abteilung des Südfriedhofes und beauftragt den Architekten Carl William Zweck mit dem Entwurf eines Grabmales für den Sohn.
Diesen Architektenentwurf setzt der namhafte Bildhauer Arthur Trebst um, verwendet für das stelenhaft sich aufbauende Grabmal den festen Postaer Sandstein.
Das Grabmal kündet nicht von Trauer, sondern verklärt diesen Fliegertod heroisch als vaterlandsschuldiges Opfer.
Bekrönt ist es mit einem Fliegerhelm, der eingebettet ist in einem Ehrenkranz aus Eichenlaub.
Unter der Inschrift lesen wir die pathetischen Worte:

In Jugend gehen dahin, die von den Göttern geliebt sind.
Leidlos aus der Sonne entrafft jäh sie der Blitzstrahl.
So leben sie ewig jung dem Gedenken.

Darunter findet sich umrahmt von einem Lorbeerkranz der Name des toten Helden mit dem Verweis auf seine zahlreichen Auszeichnungen.
So bleibt dieses Grab lange Jahre ein Kenotaph, ein Scheingrab ohne Toten...

Die Lage der Grabstätte Le Blanc finden Sie auf der Karte des Südfriedhofs Leipzig .

Auszugsweise zitiert aus:
Alfred E. Otto Paul „Die Kunst im Stillen“ Band 04 Seite 35

Februar 2013

Die Grabmalplastik der Bildhauerstochter Charlotte Seffner

Carl Seffner ist neben Max Klinger der vielleicht wichtigste Leipziger Bildhauer zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts. Etwa 230 Werke von Seffners Hand – Porträtbüsten bedeutender Männer, Medaillen, Grabmäler, Kleinplastiken und natürlich seine Leipziger Denkmäler des Thomaskantors Bach und des jungen Goethe sind noch heute bekannt und mitunter weltberühmt.
Zu seinem Studium von 1877 bis 1884 an der Königlichen Kunstakademie Leipzig findet sich der Vermerk: „Geht aus der Oberklasse der Abteilung mit sehr guter Censur ab“.
Für seine Kunst wird er reich belohnt: erhält 1897 den Professorentitel, wird 1909 Ehrendoktor der Universität Leipzig und auch der sächsische König honoriert ihn mit der Verleihung des Titels eines Geheimen Hofrates.

Carl Seffner wird als ein sehr zurückhaltender Mensch beschrieben, der sich nur mit seinen Künstlerkollegen Max Klinger und Adolf Lehnert geduzt hat. Nach dem Ersten Weltkrieg zieht sich Seffner zunehmend in sein einfaches Landhaus in der Nähe von Pößneck zurück, in die selbst gewählte Einsamkeit.
In diese Zeit fällt der Tod seiner geliebten Tochter Charlotte am 04. Februar 1920.


Die junge, unverheiratete Frau wohnt und arbeitet als Johanniterschwester im hiesigen Diakonissenkrankenhaus und wird dort mit 26 Jahren Opfer einer Grippe - Epidemie.

Ihr Tod gibt uns einige Rätsel auf, denn ihre Bestattung ist nirgends dokumentarisch belegt. Eigenartig ist die Tatsache, dass Carl Seffner erst am 20. April 1920, nahezu elf Wochen nach dem Tod seiner Tochter, in der II. Abteilung des Südfriedhofes eine aus vier Rabattengräbern bestehende Grabstätte erwirbt.
Mit Sicherheit wurde der Leichnam von Charlotte Seffner nicht eingeäschert, sondern an einem uns unbekannten Ort, vielleicht aber auch doch hier in dieser Grabstätte, beerdigt. Die Grabmalplastik schafft Seffner offenbar noch im Todesjahr der Tochter.
Er bemüht sich nicht um eine ganz individuelle Grabmalschöpfung für die tote Tochter, sondern verwendet den Grundtyp einer Skulptur, die er viele Jahre zuvor bereits an andere Auftraggeber in Hamburg, Chemnitz und auch in Leipzig geliefert hat. Als Material verwendet er den weniger wertvollen Kunststein, was sicherlich den schwierigen Zeiten geschuldet ist.
Entgegen bisheriger Meinungen zeigt die hier Dargestellte nicht authentisch lebensnah Charlotte Seffner, sondern das idealisierte Bildnis einer jungen Frau.
Nach Auffassung des Autors hat es im Sockel der Plastik nie eine Inschrift mit dem Namen der Toten gegeben, was merkwürdig erscheint, sondern vielmehr erst später hat man von fremder Hand „Familie Seffner“ eingearbeitet.
Carl Seffner selbst stirbt am 02. Oktober 1932 im Alter von 71 Jahren.
Sein Tod findet in der Öffentlichkeit kaum Beachtung, der Leichnam wird am 06. Oktober 1932 im Leipziger Krematorium eingeäschert und seine Asche hier beigesetzt. Als seine Witwe Anna, im 93. Lebensjahr im August 1952 stirbt, findet auch ihre Asche Aufnahme im Grabe des ihr vorangegangenen Gatten, des großen Bildhauers Professor Carl Seffner.

Die Lage der Grabstätte Seffner finden Sie auf der Karte des Südfriedhofs Leipzig .

Zitiert aus: Alfred E. Otto Paul „Die Kunst im Stillen“ Band 04, Seiten 66 /67

Januar 2013

Die Grabstätte des Ingenieurs Eduard Dorst

Er ist erst 18 Jahre alt und stirbt offenbar völlig unerwartet am 29. Juni des Jahres 1929 im Landeskrankenhaus Rudolstadt – Heinz Eduard Dorst, das einzige Kind des angesehenen Leipziger Elektromaschinenfabrikanten und Ingenieurs Eduard Dorst und seiner Frau Ludwine Frieda.
Die Todesursache ist im Sterberegister des Standesamtes Rudolstadt nicht vermerkt, allerdings ist sicher, dass eine akut eingetretene Erkrankung den offenbar dort zu einem Verwandtenbesuch weilenden Heinz Eduard Dorst hinweggerafft hat.
Die Sterbeakten verweisen auf seine Profession als technischen Praktikanten, was darauf schließen lässt, dass seine Ausbildung ihn dereinst zum Nachfolger in der väterlichen Fabrik bestimmt hat.
Nach der Überführung des Toten in seine Heimatstadt Leipzig findet in der Hauptkapelle des Südfriedhofes die Trauerfeier statt und anschließend wird der Sarg mit dem Leichnam des jungen Mannes in einer nicht näher bezeichneten Gruft unter den Arkaden der Kapellenanlage provisorisch beigesetzt, da die Familie noch keine eigene Begräbnisstätte besitzt.


Am 08. Juli 1929 erwirbt der Vater Eduard Dorst die Wahlstelle No.306 in der X. Abteilung des Südfriedhofes. Obwohl offenbar die finanzielle Situation des Vaters eher beschränkt ist – er vereinbart eine zweijährige Ratenzahlung für die zu zahlenden 3.600,- Reichsmark – plant er dennoch eine teure Errichtung der künftigen Ruhestätte.
Die renommierte Leipziger Bauunternehmung Kell & Löser ersucht am 22. August 1929 um die Genehmigung zum Bau einer Gruftanlage aus Stahlbeton.
Als diese Gruft fertiggestellt ist, erfolgt am 17.Oktober 1929 die Überführung des Sarges mit dem toten Jüngling von der Arkadengruft in die nunmehrige Grablege der Familie Dorst.
Ein Jahr später, 1930, erfolgt in der traditionsreichen Leipziger Bronzegießerei Noack durch Traugott Noack der Guss dieser bronzenen Skulptur, geschaffen vom Leipziger Bildhauer Walter Zschorsch.

Die Lage der Grabstätte Eduard Dorst finden Sie auf der Karte des Südfriedhofs Leipzig .

Auszugsweise zitiert aus:
Alfred E. Otto Paul „Die Kunst im Stillen“ Kunstschätze auf Leipziger Friedhöfen, Band 04 S. 68 ff.